BarCamps als Methode des Wissenstransfers – III: Ideen & Vorschläge zur Umsetzung

      Kommentare deaktiviert für BarCamps als Methode des Wissenstransfers – III: Ideen & Vorschläge zur Umsetzung
Das BarCampGraz 2010 war aus Sicht der Beteiligten ein großer Erfolg. Auch von 7.-8. Mai 2011 wird das BarCamp Graz mit vier Themenschwerpunkten (Wissen, Politik, mobile Anwendungen und Design) einen Beitrag zur Öffnung, Vernetzung und Demokratisierung des Wissensaustausches liefern. Wir wollen hier nochmals den Blick auf ein paar grundlegende Aspekte werfen, die es uns ermöglichen das Funktionieren oder Nicht-Funktionieren offenen Wissenstransfers zu verstehen. In den Ablauf von BarCamps sollte grundsätzlich nicht zu stark eingegriffen werden. Wie im letzten Artikel erwähnt, bedarf es allerdings einiger grundlegender Strukturen, um eine für alle TeilnehmerInnen angenehme und gewinnbringende Veranstaltung zu ermöglichen. Welche Möglichkeiten der Steuerung sind also denkbar? Steuerung durch Information kann beispielsweise einen Beitrag zum Gelingen liefern. An bestimmten Punkten sollen kleine Informationseinheiten das Orientierungswissen der TeilnehmerInnen erhöhen. Ein Beispiel hierfür wären die „allgemeinen Regeln“ des BarCamps: Werden diese vor Ort klar kommuniziert und sind auch offline und/oder online zur Nachlese bereitgestellt, können sich unerfahrene TeilnehmerInnen daran orientieren. Durch die Festlegung eines allgemeinen von allen anerkannten Rahmens kann dann z. B. Beteiligung von und durch alle aktiv eingefordert werden. Auch die Bekanntgabe des eigenen Sessionvorschlages sollte ja bereits bei der Registrierung auf www.barcamp.at erfolgen. In der aktiven Beteiligung aller liegt auch aus psychologischer Sicht einer der zentralen Punkte offenen Austausches. Individuen werden nur dann bereit sein Wissen auszutauschen und zu teilen, wenn ein paar grundlegende Aspekte gewährleistet sind: So dürfen die anfallenden Kosten nicht den daraus entsehenden Nutzen übersteigen und vor allem sollte der wechelseitige Nutzen gewährleistet sein. Das heißt, dass ich für mein Geben auch von anderen etwas nehmen kann. Ist dieser Austausch nicht gegeben, sinkt der Anreiz eigenes Wissen zu teilen. Und noch eine andere Hürde gilt es zu überwinden, nämlich die, dass die jeweilige Person mit der Offenlegung ihres Wissens sich für die Bewertung anderer öffnet. Daher muss man auch mit Feedback und möglicher negativer Kritik bzw. mit Bewertung durch andere leben können. Da Menschen aber umgekehrt Status- und Machtverlust fürchten, scheint hier einer der Schlüsselpunkte für das Nicht-teilen-wollen zu liegen, der zum Beispiel auch durch die Sozialisierung in der Ausbildung verstärkt wird. Auf BarCamps versucht man dem insofern zu begegnen, als dass ganz bewusst keine Bewertung vorgenommen wird, sondern alle als SpezialistInnen in ihrem Gebiet angesehen werden. Es soll nicht darum gehen, andere zu belehren, sondern um den gleichberechtigten Austausch von Wissen, Erfahrungen und Ideen, was einige postitive Aspekte mit sich bringen kann: Teilt man sein Wissen und öffnet sich damit der positiven wie negativen Kritik anderer, so wird dieses Wissen in der Regel robuster und man selbst schöpft Selbstvertrauen. Fachliche Diskussionen und Inputs der anderen Personen werden von diesen kostenlos zur Verfügung gestellt und helfen einem/einer selbst oft sehr viel weiter. Darüberhinaus kann man sich als ExpertIn in einem Themengebiet etablieren und somit Reputation erwerben. Und man wird mit Sicherheit überrascht davon sein, welch positive, anregende und unkonventionelle Antworten und Rückmeldungen von den anderen TeilnehmerInnen kommen werden. Oft erfährt man auch dann erst, wer sich vielleicht schon alles mit diesem Thema beschäftigt hat oder jemanden kennt, der/die wieder wen kennt. Der Aspekt der Vernetzung innerhalb einer Community ist damit nicht zu unterschätzen. Etwas allerdings, kann einem/einer von niemandem abgenommen werden: Man muss einmal Mut fassen und mit dem Geben anfangen, denn erst dann wird man auch von dem wechselseitigen Austausch profitieren können. Schlussendlich könnte man ein BarCamp auch als „Spielwiese“ für den Erwerb von Kompetenzen sehen, die einen/eine im Sinne eines lebensbegleitenden Lernens immer wieder begegnen werden: die Fähigkeit mit komplexen Situationen umzugehen, sich in komplexe Problemstellungen hinein denken und mit anderen Menschen kommunizieren können, Entscheidungen in der Gruppe fällen, Phantasie haben und improvisieren können sowie neue Wege gehen und in nicht planbaren und nicht kalkulierbaren Situationen bestehen können. Um eine Atmosphäre des kreativen Dialogs zu schaffen, soll beim BarCampGraz 2011 insbesondere auf eine aktive Teilnahme aller Wert gelegt werden, um so etwaig entstehende Unterschiede unter den TeilnehmerInnen zu verringern und für alle die gleiche Ausgangsposition zu schaffen. Wir wollen also übers BarCamp reden, gezielt neue TeilnehmerInnen einladen und mit einem guten Beispiel vorangehen. Im Wiki sollen vorab Sessionvorschläge eingetragen werden und möglicherweise die erste Session am BarCamp eine „Was ist ein BarCamp?“-Session für NeueinsteigerInnen sein. Damit auch am Ende alle den Wert dieser großartigen Methode des Wissensaustausches für sich erkennen und etwas Nützliches davon mitnehmen können. Im nächsten und letzten Artikel dieser Serie soll es darum gehen, inwieweit BarCamps auch als Wissensmanagement-Methode in anderen Kontexten eingesetzt werden kann. gem. mit Robert Gutounig Links und Literatur: BarCampGraz 2011 sowie Nachlese zum BarCamp 2010: http://www.barcamp-graz.at/ Cabrera, A./Collins, W./Salgada, J. (2006): Determinants of Individual Engagement in Knowledge Sharing, in: International Journal of Human Resource Management, 17(2), S. 245–264. Fotoimpressionen: http://www.flickr.com/photos/28584834@N05/sets/72157623889342797/with/4587762746/ http://www.sfg.at/cms/371/6449/Wissen+fruchtbar+machen+%96+Offener+Ideenaustausch+am+BarCamp+Graz+2010/ Gallé, Kurt (2011): Dynamik des Wandels, in Denken und Glauben, Nr. 160, Frühjahr 2011, S. 8-10. Husted, K./Michailova, S. (2002): Diagnosing and Fighting Knowledge Sharing Hostility, in: Organizational Dynamics, 31(1), S. 60–73.