Realismus als Erklärungsprinzip

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Realismus und Konstruktivismus stellen zwei sehr gegensätzliche philosophische Weltauffassungen dar. Den zentralen Unterschied zwischen diesen zwei Betrachtungsweisen spiegelt die (Un-)Separierbarkeit von Subjekten und Objekten in unserer Welt wieder. Die Auswirkungen der zwei Betrachtungsweisen Realismus und Konstruktivismus auf das Verständnis der Wissensgesellschaft sind deshalb unterschiedlich. Die heutige Informations- und Wissengesellschaft beschreibt eine Gesellschaft in der Wissen als zentraler Bestandteil & zentrales Gut von Kulturen betrachtet wird. Zu Beginn einer Beitragsserie werden in diesem Beitrag wesentliche Charakteristika des Realismus eingeführt und erläutert. Zentrale Merkmale Der Realismus geht von einer prinzipiellen Separierbarkeit von Subjekten und Objekten aus („Ontische Trennung“ [1]). Objektive Wahrheit existiert demnach unabhängig vom Subjekt. Das Subjekt hat die Möglichkeit durch Elimination von Störfaktoren sich einer objektiven Wahrheit anzunähern. Erkenntnisfortschritt geschieht durch Prüfung (Falsifikation), Einsatz (Bewährung) und schlußendlich Substitution von Theorien [2]. Wahrheit wird als regulative Idee begriffen. Instrumente des Realismus Einer der wesentlichsten Begründer und Vertreter des Realismus war Karl R. Popper. Die Existenz einer objektiven Wahrheit wird vom Realismus auf der „Regulativen Idee einer Wahrheit“ (hypothetischer Realismus) begründet [2,3]. Ist auch diese regulative Idee selbst nicht begründbar, so wird sie von Realisten als notwendig erachtet. Es erscheint rational und notwendig, an eine subjekt-unabhängige Welt zu glauben (im Gegensatz zum z.B. Solipsismus). Ausgehend von diesem Fundament beschreibt der Realismus Möglichkeiten, sich dieser objektiven Wahrheit anzunähern. Instrumente dazu sind die Begriffe des „Objektiven Wissens“, der „Hypothesen“ und der „Wahrheitsähnlichkeit“. Objektives Wissen (oder Wissen der dritten Welt nach [2,3]) beschreibt Wissen das (z.B. in Büchern) unabhängig von Menschen existiert. Dieses Wissen muss zwar von Menschen entschlüsselbar sein, ist aber insofern autonom als dass es selbständig, neue Probleme hervorbringen kann. Menschen interagieren (bidirektional) mit dieser dritten Welt. (in diesem Zusammenhang sind auch die Beiträge ‚Sind Dokumente Wissen?‚ und ‚Wann Dokumentenmanagement auch Wissensmanagement darstellen kann‚ relevant.) Hypothesen sind „Bewohner“ der dritten Welt, obwohl sie von Subjekten (der zweiten Welt nach [2,3]) hervorgebracht werden. Sie verfügen über einen Wahrheitsgehalt der über die Übereinstimmung der Hypothese mit der Realität (z.B. durch empirische Überprüfungen mit der ersten Welt [2,3]) Aussagen trifft. Wissenschaftliche Hypothesen können (und sollen) in Bezug auf Ihre Wahrheitsähnlichkeit kritisch getestet werden (Notwendigkeit von Falsifizierbarkeit). Die kritische Grundeinstellung gegenüber Hypothesen zeichnet den Realismus aus. Wahrheitsähnlichkeit beschreibt die Annäherung einer Hypothese an die Wahrheit. Zentral für die Wahrheitsähnlichkeit einer These ist z.B. die Allgemeinheit Ihrer Aussage als auch Ihre Voraussage-, Ausschluss- und Widerlegungskraft. Die Bewährung einer These gibt Auskunft darüber, wie sehr sie rationaler, kritischer Diskussion stand gehalten hat. Wichtig ist es hierbei anzumerken, dass die Bewährung einer Hypothese kein zwingender Indikator für Ihren Wahrheitsgehalt darstellt. (Beispiel: Die These „Die Sonne dreht sich um die Erde“ war in der Vergangenheit als bewährt angesehen.) Ein Folgebeitrag wird sich dem Konstruktivismus (Link zum Artikel) widmen, bevor diese beiden Perspektiven gegenübergestellt werden. Literatur: [1] Einführung in den Konstruktivismus, Hrsg. Heinz Gumin und Heinrich Meier, Piper Verlag GmbH, München, 7. Auflage Sept. 2003 [2] Objektive Erkenntnis, Karl R. Popper, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 1973. [3] Logik der Forschung, Karl R. Popper, Akademie-Verlag, Mai 2004.