Mapping University-Industry-Government Relations on the Internet: The Construction of Indicators for a Knowledge-Based Economy

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Leydesdorff und Curran (2000) haben anläßlich der Triple-helix Konferenz in Rio de Janeiro (Brasilien, April 2000) einen Versuch unternommen, mit Hilfe der altavista Suchmaschine und Schlagworten im Internet Indikatoren für Kooperationen zwischen der Industrie, Regierungen und Universitäten zu generieren. Die beiden Autoren haben diesen Versuch für Brasilien und Holland unternommen, eigene Untersuchungen haben ergeben, dass die Ergebnisse großteils auch auf Österreich zutreffen. Dieser Untersuchung liegt die Annahme zugrunde, dass es möglich ist im Internet, ähnlich wie bei Untersuchungen von Publikationen hinsichtlich der Herkunft der AutorInnen, Indikatoren für Kooperationen zwischen der Industrie, Regierungen und Universitäten zu generieren. Es ist jedoch dabei wichtig zu beachten, dass es sich hierbei nicht um wissenschaftliche Publikationen, sondern um nicht gesteuerte ‚freie‘ Texte handelt. Die Autoren vertreten die Meinung, dass hierduch eine Verschiebung von ‚Mode 1‘ zu ‚Mode 2‘ Wissen gezeigt werden kann (Hinweis: Mode 1 ist ein Ausdruck für das alleine Generierung von Wissen, wohingegen Mode 2 das ‚gemeinsame‘ Generieren von Wissen durch Kooperationen zwischen Universitäten, Industrie unter Unterstützung seitens der Regierung bezeichnet).

Der Artikel kann unter folgender Adresse heruntergeladen werden: http://www.cindoc.csic.es/cybermetrics/articles/v4i1p2.html

Es wurden folgende Begriffe für die Untersuchung hergenommen: (1) Universität, (2) Regierung und (3) Industrie (auf Englisch und in den jeweiligen Landessprachen). Die nachfolgenden Ergebnisse gelten für die Länder Brazilien und Niederlande für den Zeitraum von 1993 bis 1998. Es wurden immer nationale Domains untersucht, als Sprachen wurden die jeweiligen Landessprachen sowie Englisch und Kombinationen derselben als Vergleich verwendet.

Ergebnisse für Brasilien und Holland:
(1) Brasilien und die Niederlande sind von der Anzahl der Websiten mit den jeweiligen Länderkürzel vergleichbar (in absoluten Zahlen). Das Wachstum holländischer Webseiten stabilisiert sich, das brasilianischer Webseiten ist noch im Wachstum. (2) In den Niederlanden gibt es mehr Webseiten auf Englisch als in Brasilien, wo Webseiten in der Landessprache überwiegen. Allgemein scheint lt. den Autoren die Bedeutung der Webseiten in der Landessprache zuzunehmen. (3) Von den drei Schlagwörtern Universität, Regierung und Industrie ist das Schlagwort Universität das mit den meisten Einträgen (unabhängig von der Sprache; alle Webseiten). In den nationalen Domänen überwiegen Webseiten, die auf das Schlagwort Regierung bezug nehmen. (4) Beziehungen zwischen Industrie und Regierungen spielen eine größere Rolle im nationalen Kontext, wohingegen Beziehungen zwischen Industrie und Universitäten eine größere Rolle im internationalen Bereich spielen und im nationalen eher eine untergeordnete Rolle. Die Autoren verweisen hier auf die Möglichkeit, Beziehungen zwischen Industrie und Regierung als Indikator für nationale Volkswirtschaften zu verwenden. (5) Das Wachstum an Webseiten ist exponential.

Im folgenden möchte ich nun die Ergebnisse für Österreich bzw. für Webseiten der Domain .at diesen Ergebnissen gegenüberstellen. Die Untersuchung wurde gemäß der Methodik von Leydesdorff und Curran unter Nutzung derselben Suchmaschine, http://www.altavista.com, durchgeführt. Der Zeitraum der Untersuchung erstreckt sich von 1993 bis 2001. Die Untersuchung selbst wurde 2002 durchgeführt, es könnte daher sein, dass sich Suchalgorithmen verfeinert haben (es wurde nicht untersucht, ob die Ergebnisse für Brasilien und Holland für 2002 mit denen im Jahr 2000 übereinstimmen).

Ergebnis für Österreich:
ad (1) Brasilien und die Niederlande sind von der Anzahl der Websiten mit den jeweiligen Länderkürzel vergleichbar (in absoluten Zahlen). Das Wachstum holländischer Webseiten stabilisiert sich, das brasilianischer Webseiten ist noch im Wachstum: auch der Anteil der Webseiten mit der Domain .at an den Webseiten mit den Domains .gov, .com, .edu, .org, .mil und .net hat sich stabilisiert in den letzten Jahren. In Vergleich zu Holland und Brasilien, die 1998 ca. 1 Mio. Webseiten mit nationaler Domain hatten, hatte Österreich ca. 170.000 Webseiten mit .at.

ad (2) In den Niederlanden gibt es mehr Webseiten auf Englisch als in Brasilien, wo Webseiten in der Landessprache überwiegen. Allgemein scheint lt. den Autoren die Bedeutung der Webseiten in der Landessprache zuzunehmen: in Österreich gab es für 1993 folgende Verteilung: Webseiten in Englisch: 3.547, Webseiten in Deutsch: 7. Das Verhältnis hat sich in den darauffolgenden Jahren immer mehr zugunsten Webseiten in deutscher Sprache gewandelt. Für 2001 war das Verhältnis bei 25 % in Englisch, 75 % in Deutsch, wobei dieses Verhältnis im Zeitverlauf betrachtet ziemlich stabil erscheint. Es zeigt sich (zumindest für Österreich) die Vermutung der Autoren bestätigt, dass Webseiten in nationaler Sprache zunehmen.

ad (3) Von den drei Schlagwörtern Universität, Regierung und Industrie ist das Schlagwort Universität das mit den meisten Einträgen (unabhängig vom Land und Sprache). In den nationalen Domänen überwiegen Webseiten, die auf das Schlagwort Regierung bezug nehmen: in Österreichischen Domains überwiegt wie in den anderen beiden Ländern das Schlagwort Regierung. Als zweites folgt Industrie, dann an letzter Stelle Universitäten. Die Unterschiede in der Anzahl der Webseiten in .at mit Erwähnung des Schlagworts betragen ca. 30 % zwischen Regierung und Universität, Industrie ordnet sich ziemlich exakt in der Mitte ein.

ad (4) Beziehungen zwischen Industrie und Regierungen spielen eine größere Rolle im nationalen Kontext, wohingegen Beziehungen zwischen Industrie und Universitäten eine größere Rolle im internationalen Bereich spielen und im nationalen eher eine untergeordnete Rolle: Unabhängig von der Sprache ist die Kombination Universität und Regierung klarer Sieger in Österreich. Weit abgeschlagen folgen die Paarungen Universität/Industrie und dann Industrie und Regierung. Das Triple Helix Modell folgt an letzter Stelle, aber nur unwesentlich hinter den beiden vorangegehenden. Wenn Webseiten auf Deutsch auf diese Kombination hin untersucht werden, dann dreht sich das Bild um: die Paarung Industrie und Regierung übernimmt die Führung mit ca. 1.300 Webseiten, gefolgt von Universität und Regierung. Die Kombination Universität und Industrie folgt abgeschlagen auf den dritten Platz. Das Triple Helix Modell folgt mit 52 Webseiten auf den letzten Platz.

ad (5) Das Wachstum an Webseiten ist exponential: das bestätigt sich auch für Österreich. Das Wachstum verlief von 1998 mit ca. 170.000 Webseiten bis 2001 mit ca. 1 Mio. Webseiten.

Das Internet eröffnet mit Hilfe der Suchmaschinen und den zugrunde liegenden Algorithmen neue Möglichkeiten, Indikatoren zu bestimmen und zu untersuchen. Die Handhabung ist relativ einfach und im Vergleich zu Citation Indizes auch jederzeit von jedem durchführbar. Es ist natürlich vorab zu überlegen, ob sich das Medium und die Einträge für das Ziel der jeweiligen Untersuchung eignet, aber für bestimmte Felder (zB Sozialwissenschaften, generelle Awareness) dürfte diese Methode in der Zukunft auf vermehrtes Interesse stossen.