Technologietransfer in der Steiermark: Zusammenfassung einer empirischen Untersuchung

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Mitte 2005 habe ich im Rahmen meiner Dissertation eine empirische Untersuchung zum Thema Technologietransfer in der Steiermark durchgeführt. Meine Zielgruppen waren Steirische Unternehmen (diverse Branchen) und WissenschafterInnen der TU Graz. Die Rücklaufquote beträgt im Fall von Unternehmen ca. 11 % (177 Antworten) und bei WissenschafterInnen der TU Graz ca. 7 % (81 Antworten). Basierend auf den Ergebnissen wurde eine Einteilung der jeweiligen Typen vorgenommen, um darauf aufbauend Maßnahmen für homogene Gruppen zu entwickeln. Der folgende Beitrag präsentiert die spannendsten Ergebnisse der empirischen Befragung. Die Gruppeneinteilung sowie die Präsentation der darauf aufbauenden Maßnahmen werden zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt. Die Untersuchung der antwortenden Unternehmen im Vergleich zur gesamten Ausgangstabelle mit allen Unternehmen hinsichtlich zentral verfügbarer Daten wie Anzahl von MitarbeiterInnen, Umsatz (gesamt und pro MitarbeiterIn), Branche, Gründungsjahr und Standort zeigt keine wesentlichen Unterschiede. Im Vergleich dazu ergibt sich für WissenschafterInnen an der TU Graz ein anderes Bild. Hier haben UniversitätsprofessorInnen, AssistentInnen und wissenschaftliche MitarbeiterInnen in Ausbildung überdurchschnittlich oft geantwortet. Hingegen haben ProjektmitarbeiterInnen und Drittmittelbeschäftigte unterdurchschnittlich oft geantwortet. Ein Blick auf die Antworten aufgeschlüsselt auf Fakultäten zeigt auch ganz deutlich das unterschiedliche Teilnahmeverhalten bezogen auf die sieben Fakultäten der Universität. MitarbeiterInnen der Fakultät für Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften haben überdurchschnittlich oft teilgenommen. MitarbeiterInnen der Fakultät für Architektur haben eine deutlich unterdurchschnittliche Rücklaufquote zu verzeichnen. Knapp zwei Drittel der Unternehmen haben bereits Kontakte zu Universitäten. Von den Unternehmen, die derzeit noch keine Kontakte haben, will der Großteil welche aufbauen. In Summe handelt es sich hier um eine Größenordnung von ca. 40 Unternehmen. Wie zu erwarten war, spielt das Thema FuE eine nicht unwesentliche Rolle. Unternehmen, die intern FuE durchführen, haben mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit bereits Kontakte zu Universitäten. Betrachtet man die Unterscheidung Produktions- vs. Dienstleistungsunternehmen wird deutlich, dass nach wie vor Dienstleister eher seltener (wenn überhaupt) Kontakte zu Universitäten unterhalten. Das Thema ist nach wie vor sehr stark für Produktionsunternehmen relevant. Auch die Exportquote sowie der Anteil von innerhalb der letzten drei Jahre neu entwickelten bzw. merklich verbesserten Produkten und Dienstleistungen am Umsatz spielen eine bedeutende Rolle. Bei einer weiteren Unterteilung der Unternehmen, die bereits mit Universitäten in Kontakt stehen, in Unternehmen mit Ausgaben für Universitäten und solche ohne, zeigt sich, dass in der Gruppe „Unternehmen mit Ausgaben für Universitäten“ die großen bekannten forschungsintensiven Unternehmen der Steiermark inkludiert sind, aber auch viele kleine Unternehmen, KMU, die zwar absolut weniger Ausgaben haben, dafür aber von der Forschungsintensität jeden Vergleich gewinnen. Diese Gruppe wird auch im Vergleich zur Gruppe der Unternehmen ohne Ausgaben für Universitäten wesentlich häufiger direkt von WissenschafterInnen bzw. Studierenden auf Projekte angesprochen. Teilt man die Unternehmen, die derzeit noch keine Kontakte zu Unternehmen haben, in zwei Gruppen, nämlich die, welche Kontakte aufbauen wollen und diejenigen, die das nicht möchten, dann zeigen sich bis auf wenige Ausnahmen keine wesentlichen Unterschiede in den Eigenschaften. Ein Unterschied bspw. sind externe FuE Leistungen: Unternehmen, die bereits Ausgaben für externe FuE Leistungen (alles außer von Universitäten) haben, sind ausnahmslos daran interessiert, auch Kontakte zu Universitäten aufzubauen. Auch hier wieder ist ganz eindeutig der Link zwischen FuE und Universitäten sichtbar. Die Auswertung für WissenschafterInnen der TU Graz zeigt, das über 90 % schon Kontakte mit Unternehmen im Rahmen ihrer Tätigkeit an der Universität haben. Die Fakultätszugehörigkeit von WissenschafterInnen spielt hierbei eine signifikante Rolle. WissenschafterInnen von Fakultäten wie zB Maschinenbau oder technische Chemie und Verfahrenstechnik haben eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit in punkto Industriekontakte. Neben der Fakultätszugehörigkeit spielt auch die bisherige Arbeitserfahrung in der Industrie eine Rolle. WissenschafterInnen, die vor ihrer Funktion an der TU Graz Arbeitserfahrung in der Industrie gesammelt haben, haben eher Industriekontakte auch im Rahmen ihrer Arbeit an der Universität. Zusätzlich beeinflusst die Arbeitserfahrung gemessen in Jahren auch die Anzahl persönlicher Unternehmenskontakte pro Monat: Mit steigender Arbeitserfahrung nimmt die Anzahl persönlicher Unternehmenskontakte pro Monat zu. Betrachtet man die Zeitaufwendungen von WissenschafterInnen an der TU Graz so ist ersichtlich, dass im Median WissenschafterInnen für die drei „großen“ Funktionen, also (1) Lehre, (2) Grundlagenforschung und (3) Industriekooperationen in etwa gleich viel Zeit aufwenden, nämlich jeweils ein Drittel. Das zeigt schon die aktuelle Bedeutung des Themas für Universitäten als Ganzes und natürlich auf für die einzelnen WissenschafterInnen. Ein Großteil der Antworten bewertet die jeweiligen Industriekooperationen als positiv hinsichtlich der eigenen Lehr- und Forschungstätigkeiten, das sind auch diejenigen, die aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Transferaktivitäten ausbauen wollen. Interessanterweise beurteilen MitarbeiterInnen der TU Graz, die über Industrieprojekte finanziert werden, ihre Industriekooperationen für das Erreichen der eigenen wissenschaftlichen Forschungsziele weniger häufig positiv als im Vergleich dazu globalbudgetfinanzierte WissenschafterInnen. Erwartungsgemäß am öftesten negativ werden Industriekooperationen von Personen beurteilt, die zB über wissenschaftliche Fonds wie dem FWF in Österreich finanziert werden. Das ist nur ein kleiner Einblick in die Fülle der Ergebnisse, die Dank der Unterstützung Steirischer Unternehmen und WissenschafterInnen der TU Graz ausgearbeitet werden konnten. Es haben sich tlw. neue Einflüsse aufgetan, die vorher nicht beachtet bzw. nicht empirisch überprüft wurden, die es aber wert sind, eine Berücksichtigung zu finden, wenn über das Thema Technologietransfer und mögliche Verbesserungen diskutiert werden. Der detaillierte Endbericht kann per e-mail (franz.hofer@tugraz.at) angefordert werden.