1. Grazer Wissensmanagement Tagung

Online – Event am 29. Oktober 2021: Perspektiven auf Wissensmanagement aus Theorie und Praxis

Wir laden Forschende aus allen wissenschaftlichen Disziplinen, Praktiker*innen aus der Wirtschaft, aus NGOs, aus Vereinen, aus Bildungseinrichtungen etc., sowie alle weiteren Interessierten herzlich ein, ein Abstract einzureichen. Forschungsergebnisse, Konzepte, Modelle, Erfahrungsberichte, Positions”papiere” zu allen Themen des Wissensmanagements sind willkommen.

Inhalte

Vormittag

Eröffnung: Cornelia Ninaus & Erich Hartlieb | Vorstellung des Vereins

Keynote Manfred Bornemann | Wissensmanagementforum als interdisziplinäre Gruppe – Chancen und Limits

Abstract

Verständnis (Mitgefühl?) für etwas oder jemanden ist nicht identisch zu verstehen oder beherrschen (fachlich durchdringen, vielleicht auch kontrollieren?). Interdisziplinarität als Markenkern des WMF durch den Zusammenschluss aller steirischen Unis und später auch FHs brachte schon sehr früh ein ebenfalls „über den Disziplinen“ stehendes WM Modell, aber in Form zahlreicher Dissertationen auch sehr viele Interpretationen zum Management (entwickeln, anwenden, dokumentieren, teilen, verbessern, …) von Wissen. – Erreichen wir durch die fachliche Differenzierung (in verschiedenen Disziplinen) nun höhere Erklärungskraft und Allgemeingültigkeit zum Preis der „einfachen Verständlichkeit“ und entkoppeln wir damit konzeptionelles Nachdenken über WM von der praktischen Anwendung? – Oder ist es genau anders herum: der bewusste Verzicht auf Detaillösungen und Detailantworten schafft eine gemeinsame (interdisziplinäre) tragfähige, aber immer noch elegante Grundlage, die über fachliche Disziplinen hinweg gemeinsame Interpretationen und Weiterentwicklung erst ermöglicht? Aktuell gibt es einen intensiven Wettbewerb zwischen den Disziplinen und Funktionen (zb QM, PM, HR, Rechnungswesen, F&E, …) um die Lufthoheit zu den Themen Zukunft, Lernen, Innovation als sehr allgemeine Ziele mittels „entwickeln, implementieren und verankern“ als jeweils identische Umsetzungsschritte. Die ISO 30401 als auch die DIN SPEC 91443 sind mit den Ideen des WMF kompatibel und lassen sich im Kontext des „Praxishandbuch WM“ nicht nur erklären, sondern auch integrieren. Und doch ist die Breitenwirkung auch nach einigen Jahren nicht so, wie es der Ansatz verdient hätte oder leisten könnte. Wie kann Wissensmanagement seinen Nutzen vor allem disziplinübergreifend und im Unternehmensalltag noch besser entfalten, ohne trivial zu wirken? Wie lassen sich „Rahmenbedingungen so gestalten, dass Wissen wertschöpfend“ (WMF, 2007) wird?

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CV

Dr. Manfred Bornemann war Gründungsmitglied des WMF, später auch der Gesellschaft für Wissensmanagement und des Bundesverbandes für Wissensbilanzierung, in denen er als (Vize-) Präsident auch verantwortliche Rollen übernimmt. Als Unternehmensberater, Vortragender und Autor (+100 relevante Beiträge) gestaltet er seit 25 Jahren das Thema Wissensmanagement mit. Brücken bauen – von Change-Management über Organisationsentwicklung bis zur Wirtschaftsethik zwischen wettbewerblichen als auch Non-Profit Organisationen – und Verständnis schaffen sind die wesentlichen Motivatoren.

Pause

Oroitz Elgezabal (Sprecher), Kristina Mirchuk, Juan Zurbarán | Kaizen! Eine Wissensmanagement-Philosophie für nachhaltige Organisationen

Abstract

Im Folgenden wird die japanische Kaizen-Philosophie als erfolgreiche Anwendung des Wissensmanagements in der Praxis analysiert. Es werden die verschiedenen Grundsätze, Methoden und Instrumente, die die Kaizen-Philosophie ausmachen, untersucht und ihre Verbindung zum Wissensmanagement dargelegt, die Kaizen zu einem Wissensmanagementprozess macht, der auf jede Art von Organisation angewendet werden kann. Der vorliegende Beitrag führt in die japanische Philosophie der kontinuierlichen Verbesserung, Kaizen, ein, indem er ihre philosophische Grundlage, ihre Grundprinzipien, ihre operativen Methoden und die für ihre Umsetzung verwendeten Instrumente vorstellt. Außerdem werden die Bestandteile eines Wissensmanagementprozesses erläutert. Schließlich wird die Beziehung zwischen den Elementen von Kaizen und den Bestandteilen des Wissensmanagements analysiert. Die Ergebnisse der vorgestellten Analyse zeigen, dass die japanische Philosophie der kontinuierlichen Verbesserung, Kaizen, im Wesentlichen ein Wissensmanagementprozess ist, in dem Organisationen, die ihn praktizieren, ihre Vision verwirklichen und ihre Leistung verbessern, indem sie zu lernenden Organisationen werden, die das aus ihren täglichen Abläufen und aus den von ihnen gemachten Fehlern erworbenes Wissen nutzen. Es wird gezeigt, dass die Verbesserungs-Kata zur Erreichung der Vision der Organisation beiträgt, indem sie die Wissensziele und den Kompetenzbedarf in kleinen Schritten definiert; die Coaching-Kata ist für den Wissenstransfer von der Verbesserungs-Kata zu den Mitarbeitern sowie für die Schaffung einer Lernkultur auf individueller Ebene unter den Mitgliedern der Organisation verantwortlich. Schließlich wird beschrieben, wie die verschiedenen Werkzeuge, die im Rahmen von Kaizen eingesetzt werden, Funktionen erfüllen, die mit den verschiedenen Bestandteilen eines Wissensmanagementprozesses verbunden sind.

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Dominik Pendl | DigIDe – Digitales Tool zur Früherkennung von Demenz bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung

Abstract

Die allgemeine Lebenserwartung von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung (IB) ist in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen (Dieckmann et al., 2016; Ng et al., 2015). Damit steigt auch das Risiko von Menschen mit IB, an altersinduzierten Krankheiten wie Demenz zu erkranken (Grundwald et al., 2017). Für die Möglichkeit einer positiven Beeinflussung des Verlaufs einer Demenzerkrankung ist eine frühe Diagnose wichtig (Falk, 2015). Allerdings ist dies aufgrund der Komplexität der Erkrankung sowie der nicht angemessenen Berücksichtigung der Merkmale einer bereits bestehenden IB seitens der diagnostischen Methoden besonders schwierig (Haveman & Stöppler, 2020). Hinzu kommt, dass der Großteil der Menschen mit IB in Einrichtungen mit ständiger Fluktuation der Mitarbeiter*innen lebt. Dies hat zur Folge, dass Informationen zu Vorlieben, Fähigkeiten, Fertigkeiten und der Persönlichkeit von Menschen mit IB verloren gehen und somit Veränderungen, die mit einer Demenz einhergehen, nicht wahrgenommen werden (Haveman & Stöppler, 2020) Das Ziel des Projekts besteht darin, ein digitales Tool zur Früherkennung von Demenz bei Menschen mit IB zu konzipieren. Neben einer fundierten Literaturanalyse werden Interviews mit Betreuungspersonen geführt, um wahrgenommene Veränderungen und Symptome zu erheben. Eine größere quantitative Untersuchung rundet das Bild ab. Gemeinsam mit einem multiprofessionellen Team werden die Ergebnisse reflektiert und besprochen, wie die Veränderungen im Rahmen von Verlaufsbeobachtungen der Betreuungspersonen reliabel und objektiv erfasst werden können. Im Zuge des Vortrags werden die konzeptionellen Überlegungen und erste Ergebnisse aus der qualitativen Erhebung präsentiert.

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Ralph Stöckl | Effektiver Einsatz von neuronalen Netzen im Baubetrieb

Abstract

Die Begegnung mit künstlicher Intelligenz findet praktisch täglich statt – sei es der personalisierte Newsfeed, die Einparkhilfe im Auto oder die Diagnose von Krankheiten mittels speziellen Software-Programmen in der Medizin. Auch selbstfahrende Autos, lernfähige Roboter, automatisierte numerische Prognosen sowie Bild- und Spracherkennung bringen enorme Erleichterungen für den menschlichen Alltag. Diese bereits erfolgreich eingesetzte, sich dabei im stetigen Wandel befindliche und nutzbringende Technik gilt es auch im Bauwesen zu implementieren. Die Vorteile dadurch liegen auf der Hand: Kosten können gesenkt, Prozesse optimiert und Aspekte des umweltfreundlichen sowie nachhaltigen Bauens vermehrt berücksichtigt werden. Um künstliche Intelligenz zielführend einsetzen zu können, werden eine große Menge an Daten und Informationen benötigt. Dies stellt aktuell noch eine Herausforderung auf der Baustelle dar. Wissensspeicher sind zwar vorhanden, jedoch fehlt es an einer automatischen Befüllung sowie an einer einheitlichen Schnittstellenregelung. Dem gilt es durch effektive Regelungen und gezieltes Sammeln von Daten – auf Basis polysensoraler Systeme – entgegenzuwirken, damit in weiterer Folge das erhobene Verfügungswissen in Orientierungswissen – beispielsweise mit neuronalen Netzen – transformiert werden kann. Im Kurzvortrag wird zunächst die Transformation von Verfügungswissen in Orientierungswissen unter Berücksichtigung baustellenspezifischer Aspekte beleuchtet. Anschließend steht ein Klassifikationsbeispiel mittels neuronaler Netze im Mittelpunkt der Betrachtung.

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Shabina Shaikh | Knowledge Automation and Employee Creativity in Banking Sector of Pakistan

Abstract

Knowledge automation is the contemporary critical success factor of knowledge management. In this context, the study focuses on the relationship between knowledge automation and employee creativity. The particular interest in this research includes developing Knowledge Automation and Employee Creativity (KAEC) mechanism for policy makers to strengthen organizational efficiency and effectiveness from managing knowledge perspective. In this research, mixed research methodology is applied in the banking sector of Pakistan in order to achieve the basic milestones, by which; 1. Knowledge Automation Measuring Scale (KAMS) is constructed, 2. knowledge automation of developed processes is rated on Knowledge Automation Measuring Scale (KAMS), 3. employee creativity of bankers is measured, 4. the impact of knowledge management activities on employee creativity is analyzed, 5. and the Knowledge Automation and Employee Creativity (KAEC) mechanism is recommended as an evaluation stage for the knowledge management framework. The output from this research includes new mechanism that rates the level of knowledge automation on Knowledge Automation Measuring Scale (KAMS), assesses employee creativity and finds out the relationship between knowledge automation and employee creativity.

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Mittagspause (Offline)

Manfred Ninaus | Erfahrungsreport aus Industrieprojekten zur Anwendung von prozessorientiertem Wissensmanagement – Industrie 4.0 und Digitalisierung

Abstract

Im Vortrag wird auf die konsequente Weiterentwicklung des KPD Knowledge Process Design Ansatzes aus der Dissertation von Dr. Manfred Ninaus eingegangen, um Industrie 4.0 und digitale Prozesse zu konzipieren und umzusetzen. Dabei wird ein best practise Vorgehen für die Ausformulierung von Optimierungs- und Digitalisierungspotentiale abgeleitet. In Interview-gestützte Wissensflussanalysen für (wissensintensive) Geschäftsprozesse wird der status-quo in Organisationen erörtert. Mit dem Ergebnis werden optimale Konzepte für wissensorientierte Geschäftsprozessmodelle in Organisationen modelliert. Ein spezieller Fokus liegt dabei in der Digitalisierung und Wissensaufbereitung für Prozessabläufe. Zusätzlich werden aus einer Reihe von Industrie 4.0 Förderprojekten bei KMUS in Österreich Highlights der digitalen Transformation vorgestellt. Dabei werden Beispiele gegeben, mit welchen Digitalisierungspotentialen sich KMUs beschäftigen und wie die Herausforderungen der besseren Wissensverarbeitung gelöst wurden. Als Abschluss werden Empfehlungen gegeben, wie KMUs in Österreich Vorhaben zu Wissensmanagement und Digitalisierung bestmöglich angehen können und von Erfahrungen aus zitierten Förderprojekten profitieren können.

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CV

Manfred Ninaus ist Valuemanager mit Leib und Seele. Sein Tätigkeitsfeld reicht von Optimierungen von bestehenden Produkten und Prozessen bis zur neuen radikalen Innovationsbegleitung von Geschäftsfeldern. Seit fast 20 Jahre berät er Unternehmen und Organisationen in der Industrie, Handel und Baugewerbe. Manfred Ninaus ist CEO der Consultingfirma Valuemanager Ninaus und leitet zudem das IITF Institut für Innovations- und Trendforschung. Hierfür führt er unter anderem Digitalisierungs- und Industrie 4.0 Projekte durch. Sein Wissensmanagementmodell KPD Knowledge Process Design kam dabei schon etliche Male erfolgreich zum Einsatz.

Cornelia Kröpfl | Mit Content Curation gegen den Informationsüberfluss

Abstract

Von Content Curation spricht man, wenn eine „Kollektion“ an Inhalten zu einem be-stimmten Thema für eine definierte Zielgruppe von KuratorInnen zusammenstellt bzw. kuratiert wird. Dabei kann es sich um Artikel, Videos, Guidelines, Social-Media-Postings, Audio-Files, wissenschaftliche Artikel oder jegliches sonstige Content-Format handeln. Die Inhalte werden für Content Curation nicht neu erstellt, sondern es wird auf bestehende Inhalte zurückgegriffen, ganz ähnlich wie einE KuratorIn Ausstellungsstücke in einem Museum aus unterschiedlichen Quellen zusammenstellt. Content Curation lässt sich von Unternehmen im Wissensmanagement, aber auch in der Digitalisierung von Dienstleistungen – Stichwort Smart Services. Ziel ist es, für die jeweilige Zielgruppe relevante Inhalte zu kuratieren, die ihnen einen Mehrwert liefern und damit die Informationsüberlastung reduzieren. Immer häufiger wird dabei mit Künstlicher Intelligenz gearbeitet. Use Cases sind etwa kuratierte Lerninhalte auf eLearning-Plattformen, Apps mit kuratierten Gesundheitsinformationen zur Erhöhung der Gesundheitskompetenz oder Lösungen für Performance Support direkt am Arbeitsplatz.

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Leonie Disch | Exploring the Basis for Knowledge Management in Open Science – Knowledge Construction on Open Science Platforms

Abstract

To support the transfer and management of knowledge in open scientific environments, it is necessary to understand how recipients can effectively assimilate the knowledge provided in open scientific environments. This uptake of open science resources requires the construction of knowledge on the part of readers/recipients of scientific information, from a learning perspective. The architecture and design of the technologies surrounding open science resources can support knowledge construction, although this has not been thoroughly investigated. Therefore, we conducted a literature review in which we identified three types of design solutions that promote knowledge construction in digital environments: they I) organize and foster collaboration, II) support learning processes, and III) structure, visualize and navigate (learning) resources. Second, we discussed the applicability of these three design categories and related solutions to fundamental components of widely used open science platforms. This mapping informs researchers and technology designers about relevant features to support knowledge construction on existing or new digital open science platforms. Furthermore, understanding how to support collaborative and individual knowledge construction is an important prerequisite for knowledge management on open science platforms.

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Patrick Lengauer | Advances in Information Technology

Abstract

Es wird ein Ausblick gegeben, wie mit ausgewählten state-of-the-art Hard- und Software-Technologien Wissensmanagement weitergetrieben werden kann. Neben einer technisch fokussierten Einführung gibt die Session ein Intro pber potentielle Einsatzbereiche und zeigt Möglichkeiten, Kriterien und Herausforderungen sowie potentielle negative Auswirkungen der Implementierung neuer Technologien im bestehenden Wissensmanagement auf.

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Diskussion & Abschluss